Betriebliches Gesundheitsmanagement Beispiele – BGM Maßnahmen in der Praxis

by Sarah Kotysch

Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) ist ein systematischer Ansatz zur Förderung der Mitarbeitergesundheit und des Mitarbeiterwohlbefindens in Unternehmen. Es umfasst eine Vielzahl von Maßnahmen und Strategien, um gesundheitliche Risiken zu minimieren und eine gesunde Arbeitsumgebung zu schaffen. Bei der Vielzahl möglicher BGM Maßnahmen ist es für Unternehmen allerdings oft schwer, die passenden Initiativen zu finden. In diesem Artikel geben wir einen Überblick über beliebte Maßnahmen und zeigen anhand von Praxisbeispielen, wie diese in Unternehmen umgesetzt werden können. 

Teilbereiche des Betrieblichen Gesundheitsmanagement

BGM umfasst drei verschiedene Teilbereiche: Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF), Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) und Gesundheits- und Arbeitsschutz (GAS). Jeder Teilbereich hat eigene spezifische Maßnahmen, welche teilweise eng miteinander verknüpft sind. Um die Gesundheit am Arbeitsplatz optimal zu gewährleisten, sollten Unternehmen Maßnahmen aus allen drei Teilbereichen in ihre BGM-Strategie integrieren. 

Während Maßnahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung für Arbeitgeber freiwillig sind, sind einige Initiativen und Sicherheitsvorkehrungen aus dem Betrieblichen Eingliederungsmanagement (BEM) und dem Gesundheits- und Arbeitsschutz (GAS) gesetzlich verpflichtend. 

BEM ist beispielsweise in § 167 Abs. 2 des Sozialgesetzbuches IX (SGB IX) verankert und soll dazu beitragen, die Arbeitsfähigkeit betroffener Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wiederherzustellen, ihre Gesundheit langfristig zu sichern und erneute Arbeitsunfähigkeiten zu verhindern.

Maßnahmen zum Gesundheits- und Arbeitsschutz sind ebenfalls im Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) und in der Unfallverhütungsvorschrift der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) gesetzlich geregelt. So wird sichergestellt, dass die Sicherheit und Gesundheit der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen am Arbeitsplatz zu gewährleistet und Unfälle sowie arbeitsbedingte Erkrankungen bestmöglich verhindert werden.

Während BEM und GAS durch die gesetzlichen Regelungen strengen Richtlinien unterliegen, können Arbeitgeber im Bereich BGF etwas kreativer werden. Grundsätzlich können alle Maßnahmen am Arbeitsplatz, die der Gesundheitsförderung und Prävention dienen, in diesen Teilbereich fallen. Hierbei gibt es lediglich zu beachten: Wenn Arbeitgeber von der Steuerbefreiung nach §3 Nummer 34 Einkommenssteuergesetzes (EStG) profitieren wollen, muss es sich um zertifizierte Gesundheitskurse gemäß § 20b SGB V handeln. Welche Initiativen und Maßnahmen hierunter fallen, ist im Präventionsleitfaden des Verbandes gesetzlicher Krankenkassen festgelegt.

Im Folgenden wollen wir uns mögliche Maßnahmen und Beispiele aus der Praxis aus den drei Teilbereichen des Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) genauer anschauen.

Betriebliches Gesundheitsmanagement Beispiele: Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM)

Betriebliches Gesundheitsmanagement Beispiele: Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM)

Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung

Um die Arbeitsbedingungen nach längerem Arbeitsausfall zu verbessern und gesundheitlichen Beschwerden vorzubeugen, setzen viele Unternehmen auf ergonomisch gestaltete Arbeitsplätze. Dazu gehören höhenverstellbare Schreibtische, ergonomische Stühle und spezielle Computerausstattungen.

Beispiel aus der Praxis: Deutsche Telekom

Die Telekom hat ein etabliertes BEM-System, das Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nach längeren Krankheitsausfällen bei der Arbeit unterstützt. Neben stufenweisen Wiedereingliederungsplänen setzt das Unternehmen auf die Anpassung der Arbeitsbedingungen. So investiert das Unternehmen beispielsweise in ergonomische Arbeitsplätze und bietet Schulungen zur ergonomischen Arbeitsplatzgestaltung an. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen können ihre Arbeitsplätze individuell anpassen und erhalten Unterstützung durch interne Ergonomieberater.

Anpassung der Arbeitsbedingungen

Auch die individuelle Unterstützung und Anpassung der Arbeitsbedingungen ist ein wichtiger Teil der Betrieblichen Wiedereingliederung. Dies kann durch flexible Arbeitszeiten, ein Teilzeitmodell oder die Anschaffung benötigter Arbeitsmittel geschehen. Durch die Anpassung der Arbeitsbedingungen nach individuellen Bedürfnissen können Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen trotz möglicher Einschränkungen wieder in den Arbeitsprozess integriert werden.

Beispiel aus der Praxis: Deutsche Post DHL


Die Personalpolitik der Deutschen Post DHL steht für Inklusion. Dieses Leitmotiv gilt nicht nur bei der Suche nach Fachkräften, sondern auch bei der Wiedereingliederung nach längerer Krankheit. So hat das Unternehmen ein strukturiertes BEM-Programm eingeführt, das die Beschäftigten durch gezielte Maßnahmen unterstützt. Dazu gehören die Anpassung der Arbeitszeiten sowie individuelle Gespräche zur Ermittlung von Unterstützungsbedarf.

Ganzheitliche Gesundheitsprogramme

Viele Unternehmen implementieren umfassende Gesundheitsprogramme, die verschiedene Aspekte der physischen und psychischen Gesundheit abdecken. Sie können präventiv für alle Mitarbeitenden, aber insbesondere auch im Rahmen der Wiedereingliederung genutzt werden. So kann mit regelmäßigen Gesundheitschecks die Überwachung des Fortschritts der Wiedereingliederung bei der Arbeit gewährleistet werden. 

Beispiel aus der Praxis: Siemens

Siemens hat ein umfassendes Gesundheitsprogramm entwickelt, das regelmäßige Gesundheitsuntersuchungen, Impfaktionen, Fitnesskurse und Stressbewältigungsseminare umfasst. Das Unternehmen bietet zudem eine betriebliche Sozialberatung an, um Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in schwierigen Lebenssituationen zu unterstützen.

Betriebliches Gesundheitsmanagement Beispiele: Gesundheits- und Arbeitsschutz (GAS)

Betriebliches Gesundheitsmanagement Beispiele: Gesundheits- und Arbeitsschutz (GAS)

Betriebliche Gefährdungsbeurteilung

Die betriebliche Gefährdungsbeurteilung ist ein zentrales Element des betrieblichen Arbeitsschutzes. Sie dient dazu, die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten am Arbeitsplatz zu gewährleisten. 

Beispiel aus der Praxis: Bayer

Bayer führt regelmäßige Gefährdungsbeurteilungen durch, um potenzielle Risiken am Arbeitsplatz zu identifizieren und geeignete Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Dies beinhaltet sowohl physische als auch psychische Gefährdungen.

Schulungen und Sensibilisierung

Workshops, Schulungen und Sensibilisierung sind ebenfalls wesentliche Bestandteile eines effektiven Gesundheits- und Arbeitsschutzprogramms. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen über potenzielle Gefahren am Arbeitsplatz zu informieren und ihnen das Wissen und die Fähigkeiten zu vermitteln, sicher und gesund zu arbeiten.

Beispiel aus der Praxis: Robert Bosch GmbH

Bosch hat eine Vielzahl von Maßnahmen implementiert, um die Gesundheit und Sicherheit der Belegschaft bei der Arbeit zu gewährleisten. Dazu gehören beispielsweise umfassende Workshops und Schulungen zu Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz. Diese Schulungen beinhalten auch spezifische Trainings für verschiedene Arbeitsbereiche. Ergänzend zu den Präsenzschulungen bietet Bosch E-Learning-Module an, um das Wissen der Beschäftigten zu vertiefen.

Gesundheitsanalysen und -screenings

Regelmäßige Gesundheitsanalysen und Screenings helfen, gesundheitliche Risiken frühzeitig zu erkennen und zu minimieren. Diese Maßnahmen sind ebenfalls ein wichtiger Bestandteil des Gesundheits- und Arbeitsschutzes.

Beispiel aus der Praxis: Lufthansa

Lufthansa setzt auf regelmäßige Gesundheitsanalysen und Screenings, um die Gesundheit der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu fördern. Neben allgemeinen Gesundheitschecks gibt es spezielle Programme für die Flugbesatzung, um gesundheitliche Risiken durch häufiges Fliegen und wechselnde Zeitzonen zu minimieren.

Betriebliches Gesundheitsmanagement Beispiele: Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF)

Betriebliches Gesundheitsmanagement Beispiele: Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF)

Mentale Gesundheit und Stressmanagement

Die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden wird zunehmend in den Fokus gerückt. Unternehmen bieten vermehrt Programme zur Stressbewältigung, Achtsamkeitstrainings und psychologische Unterstützung an.

Beispiel aus der Praxis: SAP


SAP unterstützt die mentale Gesundheit seiner Beschäftigten durch Achtsamkeitstrainings, Meditation und Resilienz-Workshops. Zusätzlich bietet das Unternehmen einen Zugang zu psychologischen Beratungsdiensten, die kostenlos und vertraulich sind.

Gesundheitsfördernde Ernährung

Eine gesunde Ernährung trägt wesentlich zur Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden bei. Deshalb bieten viele Unternehmen gesundes Essen in Kantinen, Obstkörbe oder individuelle Ernährungsberatung an.

Beispiel aus der Praxis: BASF


BASF sorgt für eine gesunde Verpflegung bei der Arbeit durch ein umfangreiches Angebot an frischen und gesunden Speisen in der Kantine. Zusätzlich gibt es regelmäßig Workshops zu Themen wie gesunde Ernährung und Kochkurse.

Sport- und Bewegungsangebote

Bewegung und Sport sind ebenfalls essentiell für die Mitarbeitergesundheit und somit wesentlicher Bestandteil der Betrieblichen Gesundheitsförderung. Unternehmen können körperliche Aktivitäten durch Fitnessräume, Sportkurse und Betriebssportgruppen fördern. Sehr beliebt ist außerdem eine flexible Firmenfitness-Mitgliedschaft, mit der Mitarbeitende ihr Sport- und Wellness-Programm individuell gestalten können.

Beispiel aus der Praxis: BMW


BMW bietet seinen Mitarbeitenden Zugang zu firmeneigenen Fitnessstudios, eine Vielzahl von Sportkursen und organisiert regelmäßige Sportveranstaltungen. Zudem gibt es Kooperationen mit lokalen Fitnessstudios, die vergünstigte Mitgliedschaften ermöglichen.

Gesundheitszirkel und Mitarbeiterbeteiligung

Die Beschäftigten aktiv in die Gestaltung und Umsetzung von Gesundheitsmaßnahmen einzubeziehen, fördert die Akzeptanz und Wirksamkeit der Programme. Workshops, Gesundheitszirkel und Feedbackrunden sind bewährte Methoden, um die Mitarbeiterbeteiligung langfristig zu erhöhen und den größtmöglichen Effekt der Maßnahmen zu erzielen.

Beispiel aus der Praxis: Volkswagen


Volkswagen hat Gesundheitszirkel eingeführt, in denen Mitarbeitende gemeinsam mit Gesundheitsbeauftragten an der Entwicklung und Verbesserung von Gesundheitsprogrammen arbeiten. Diese Zirkel gewährleisten, dass die Maßnahmen den Bedürfnissen der Mitarbeitenden entsprechen und aktiv genutzt werden.

Weitere Ideen für Maßnahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung gibt es in diesem Artikel: 50 Betriebliche Gesundheitsförderung Beispiele

Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) ist ein integraler Bestandteil moderner Unternehmensführung. Durch die Implementierung ganzheitlicher Gesundheitsprogramme und Sicherheitsmaßnahmen schaffen Unternehmen ein gesundheitsförderndes Arbeitsumfeld. Beispiele aus der Praxis zeigen, wie vielfältig und effektiv BGM umgesetzt werden kann. Diese Maßnahmen tragen nicht nur zur Gesundheit und Zufriedenheit der Mitarbeitenden bei, sondern auch zur Steigerung der Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. 

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