HR Sanity: Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz – Interview mit Dr. Sarah Siefen von BGM neo

by Marie Terhechte

Interviewpartnerin:  Dr. Sarah Siefen, Unternehmensleitung BGM neo und Vorstandsmitglied im Bundesverband für Betriebliches Gesundheitsmanagement und Daniela Maiorovici, Senior PR Managerin bei Urban Sports Club 

Erzählen Sie uns gerne ein paar Sätze zu BGM neo: Ihr Ansatz und ihre Zielsetzungen. 

BGM neo steht für ein innovatives und ganzheitliches betriebliches Gesundheitsmanagement. Das Unternehmenskonzept basiert auf einer Verbindung der mentalen und körperlichen Gesundheit, ergänzt durch den sozialen Aspekt, wie zum Beispiel Workshops in den Bereichen Teambuilding, Führungkräftekultur oder Unternehmenskultur. 

Im Fokus stehen Mitarbeitererlebnisse, welche die Selbstwirksamkeit steigern und die Gesundheit sowie das Wohlbefinden fördern. Unser Ziel ist es, ein erhöhtes Bewusstsein für die betriebliche Gesundheitsförderung und das Betriebliche Gesundheitsmanagement zu entwickeln, um noch mehr Unternehmen und ihre Mitarbeitenden langfristig zu unterstützen.

Wie schätzen Sie den derzeitigen Status zur Umsetzung von BGM-Maßnahmen in deutschen Unternehmen ein? Was sind aktuell die größten Knackpunkte?

Die Aufmerksamkeit für BGM (Betriebliches Gesundheitsmanagement) wächst aktuell stark an. Die Sensibilität bezüglich des Unterschiedes zwisches BGF (Betriebliche Gesundheitsförderung) und BGM sowie der damit verbundenen Prozesse und Vorteile ist allerdings weiterhin ein Entwicklungsfeld.

Durch Corona hat sich die Umsetzbarkeit von Maßnahmen, insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen, erschwert. Das liegt oft an Ressourcen- und Budgetknappheit bzw. der neuen Herausforderungen, die es intern zu bewältigen gibt. Somit pausiert das Thema in einigen Betrieben, obwohl es aus gesundheitlicher Sicht insbesondere in dieser Zeit sehr wirkungsvoll ist.

Die Entwicklung von digitalen Angeboten ist in letzter Zeit stark gewachsen und wurde sehr gut angenommen. Dennoch haben nicht alle Mitarbeitenden in Unternehmen die Möglichkeit der freien Hardwarenutzung, wodurch die Umsetzbarkeit auch hier teilweise eingeschränkt ist.

Haben Sie ein paar Unternehmensbeispiele/Best Practices, die BGM erfolgreich umgesetzt hat? 

Ich kann leider keine Namen nennen, ich kann aber über ein Praxisbeispiel aus dem IT-Bereich berichten. 

In diesem Unternehmen haben wir gemeinsam während der Pandemie ein individuelles und ganzheitliches Konzept entwickelt, welches in mehreren Waves startete, um die Mitarbeitenden in Kleingruppen sehr individuell und ganzheitlich zu begleiten und zu begeistern.

Wie wichtig ist die Rolle der HR-Verantwortlichen bei der Umsetzung solcher Maßnahmen?

HRler sind häufig der erste Kontakt und zugleich die Schlüsselrolle in der Kommunikation zwischen uns als Dienstleister, der Geschäftsführung, den Bereichsverantwortlichen sowie den Mitarbeitenden. Somit sind sie oft in der Strategieentwicklung eingebunden und entscheiden auch im laufenden Prozess mit.

Das Bewusstsein seitens der HR-Verantwortlichen über interne Bedürfnisse, Unternehmensziele und den BGM-Zielen ist daher sehr wesentlich und hilfreich für den gesamten BGM-Prozess. Der HR-Bereich kann die Multiplikator-Wirkung und Transparenz von Maßnahmen und Visionen effektiv unterstützen und fördern. Hierbei ist die Offenheit und Begeisterung für das Thema betriebliche Gesundheit im HR Team besonders förderlich, da dadurch der Spirit automatisch weitergetragen wird.

Viele bemerken oft nicht, dass Sie unter Stress leiden. Was raten Sie auf welche Anzeichen sollte man achten? Woran erkannt man beispielsweise auch, dass Mitarbeitende unter Stresssymptomen leiden, und wie kann man so etwas lösen bzw. ansprechen? 

Grundsätzlich gehört Stress zum Alltag dazu. Daher ist ein Ansatzpunkt, die Sichtweise und darauf aufbauend den Umgang mit Stress zu reflektieren und gegebenenfalls zu verändern, damit Stress gesund bewältigt werden kann.

Typische Anzeichen für eine sehr starke oder sogar bereits chronische Belastung sind beispielsweise Unruhe, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Erschöpfung, Reizbarkeit, geschwächtes Immunsystem und Verdauungsschwierigkeiten. Hier sollte dringend gehandelt werden, um langfristige Gesundheitsbeschwerden und Krankheiten wie Burn-Out vorzubeugen.

Führungskräfte gelten hier als Vorbild und können sogleich durch geeignete Maßnahmen unterstützen. Neben der Analyse von Belastungsfaktoren durch psychische Gefährdungsbeurteilungen, Arbeitssituationsanalysen oder persönliche Gespräche, können dies auch Maßnahmen zur Beeinflussung „äußerer“ Umstände sein. Dazu zählen beispielsweise die Reduktion des Workloads oder die Vereinbarung von Regeln zur beschränkten Erreichbarkeit. 

Um die Selbstwirksamkeit jedoch zu stärken, bedarf es einer Unterstützung bezüglich der persönlichen Weiterentwicklung. Die Ressourcenstärkung der Mitarbeitenden steht hierbei im Fokus (z.B. durch Seminare), um selbstwirksam gesunde Bewältigungsstrategien zu lernen und zu entwickeln. Dies kann nachhaltig helfen, gesund zu bleiben. 

Ihr persönlicher Tipp: Wie schaffen Sie es, ihre Work-Life-Balance ausgeglichen zu halten? 

Mir persönliche helfen feste Routinen. Ich gehe zum Beispiel alle zwei Tage eine fixe Route joggen. 

Zudem habe ich unterschiedliche Impulse in meinem Alltag, um mich besser von Stress lösen zu können. Hierzu gehören neben dem Beruf vor allem Sport, bewusste Auszeit mit meinem Hund, kreative Tätigkeiten sowie das bewusste Kochen. Auch eine stetige Weiterentwicklung ist mir wichtig – ich lasse mich gerne von Büchern oder Podcasts inspirieren.

Außerdem versuche ich, auch in schwierigen Zeiten, regelmäßig Tätigkeiten nachzugehen, die mir Freude bereiten. Einmal die Woche darf es zum Beispiel eine bunte Mischung aus Kickboxen, Yoga und Meditation sein.


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