Seit über 100 Jahren feiern wir den Weltfrauentag. Erstmals fand er am 19. März 1911 statt und wurde im Kampf um mehr Gleichberechtigung ins Leben gerufen. Auch wenn damalige Missstände wie das fehlende Frauenwahlrecht heutzutage keine Rolle mehr spielen, ist das Thema Geschlechtergleichstellung dennoch nicht weniger relevant. Heute wollen wir das Thema Female Empowerment im Arbeitskontext unter die Lupe nehmen und herausfinden, wie Frauenrechte in Unternehmen gestärkt werden können – und zwar nicht nur am Frauentag.
Was bedeutet Female Empowerment?
Unter Female Empowerment versteht man die Stärkung von Frauenrechten in der Gesellschaft sowie die Gleichbehandlung in allen Lebensbereichen. Hierbei geht es zum einen um die Schaffung gesellschaftlicher sowie gesetzlicher Rahmenbedingungen als auch um die Förderung eines gestärkten Selbstbewusstseins der Frauen.
Female Empowerment soll also zur Überwindung von Geschlechterstereotypen beitragen, um Diskriminierung von Frauen zu minimieren und den gesellschaftlichen Wandel weiter voranzutreiben.
Female Empowerment – Welche Relevanz hat das Thema im Arbeitskontext?
Auch wenn Frauen heutzutage nicht mehr in die typische Hausfrauenrolle gedrängt werden, gibt es doch bis heute noch erhebliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern – vor allem im Arbeitsumfeld. Dazu zählt beispielsweise das sogenannte Gender Pay Gap, also der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen. 2020 lag das Gender Pay Gap in Deutschland bei durchschnittlich 18 Prozent pro Stunde.
In vielen Unternehmen besteht die Führungsebene außerdem noch immer größtenteils aus Männern. Im Jahr 2020 lag der Anteil von Frauen in Führungspositionen in Deutschland bei nur 28,4 Prozent. Somit liegt Deutschland weit hinter den Vorreitern Lettland, Polen und Schweden, die immerhin über 40 Prozent Frauenanteil im Management haben.
Doch auch wenn dieser Anteil zunächst erschreckend gering klingt, kann man einen positiven Trend hin zu einem höheren Frauenanteil erkennen. Das liegt nicht zuletzt an dem öffentlichen Druck auf Unternehmen nach mehr Diversität und Chancengleichheit.
Im Folgenden zeigen wir einige Maßnahmen, die den Weg zu mehr Gleichberechtigung im Arbeitsumfeld ebnen.
5 Maßnahmen für mehr Gleichberechtigung im Unternehmen
1. Vereinbarkeit von Beruf und Familie gewährleisten
Zunächst sollten im Unternehmen alle Rahmenbedingungen für mehr Gleichberechtigung geschaffen werden. Einer der wichtigsten Faktoren ist hierbei die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Hierzu gehören flexible Arbeitszeiten, eine flexible Freistellungsregelung bei Krankheiten von Kindern oder ein einfacher Wiedereinstieg nach der Elternzeit. Diese Rahmenbedingungen sind natürlich für beide Geschlechter gleichermaßen wichtig – werden aber oftmals eher von Frauen in Anspruch genommen, da diese nach wie vor vermehrt familiäre Aufgaben übernehmen.
2. Gleiches Gehalt für gleiche Arbeitsleistung
Das Verhandlungsgeschick im Bewerbungsgespräch sagt nichts über die tatsächliche Leistung der Mitarbeitenden aus. Deshalb sollte das Gehalt innerhalb eines Arbeitsbereiches klar definiert werden und für alle gleichermaßen gelten. So gibt es keine Ungleichbehandlung und keinen Missmut zwischen Kolleg:innen. Auch Teilzeitmitarbeitende sollten verhältnismäßig das Gleiche verdienen wie Vollzeitmitarbeitende. Teil einer genderorientierten Führungskultur ist es außerdem, allen Mitarbeitenden gleiche Aufstiegschancen zu ermöglichen.
3. Weiterbildungsmöglichkeiten für alle Mitarbeitenden
Fortbildungsmaßnahmen sind wichtig zur beruflichen Weiterentwicklung und binden Mitarbeitende gleichzeitig an das Unternehmen. Hierbei sollten Unternehmen darauf achten, dass das Geschlechterverhältnis bei Fort- und Weiterbildungen gleich ist. So ist es beispielsweise wichtig, dass die Weiterbildungen zeitlich so stattfinden, dass auch Mitarbeitende mit Betreuungspflicht daran teilnehmen können.
4. Selbstbewusstsein der Mitarbeiterinnen stärken
Teilweise liegt das Ungleichgewicht auch nicht nur an den Rahmenbedingungen des Unternehmens, sondern an selbstgesteckten Grenzen in den Köpfen der Frauen. Aus Angst, gesellschaftliche Normen nicht zu erfüllen, stecken manche Frauen zurück. Diese Angst sollte gezielt durch entsprechende Coachings oder Frauennetzwerke genommen werden. Neben “offiziellen” Förderprogrammen sollten Frauen sich auch im Berufsalltag gegenseitig unterstützen und so zu mehr Female Empowerment im Unternehmen beitragen.
5. Genderorientierte Führungskultur etablieren
Um eine genderorientierte Führungskultur zu etablieren, ist es oft sinnvoll, externe Workshops anzubieten. So kann das Management dafür sensibilisiert werden, in welchen Bereichen gezielt auf mehr Gleichbehandlung geachtet werden soll. Ein individuell ausgearbeitetes Rahmenwerk für mehr Diversität und Gleichstellung kann dann im nächsten Schritt in alle Teams kommuniziert werden.
Die Rufe nach mehr Diversität, Gleichberechtigung und Female Leadership werden immer lauter. Um echte Chancengleichheit im Joballtag und anderen Lebensbereichen zu realisieren, sollten wir nicht auf nur auf sogenannte “Powerfrauen” blicken. Beim Female Empowerment geht es vielmehr darum, ALLE Frauen im Alltag zu stärken und zu unabhängigen, mutigen und selbstbewussten Frauen zu machen. Nur wenn wir Geschlechterstereotype und Vorurteile hinter uns lassen und ein aktives, selbstbestimmtes Leben anstreben, können Frauen in allen Bereichen mit Männern gleichziehen. Bis dahin gibt es noch einiges zu tun – aber wir sind auf dem richtigen Weg.