Neben dem Schlagwort New Work setzen viele zukunftsorientierte und vor allem auch tech-affine Firmen auf Agilität und agiles Projektmanagement. Agile Prozesse versprechen mehr Flexibilität und Geschwindigkeit bei gleichzeitiger Kundenzentrierung. Doch wie funktioniert das genau und wie passt das in ein New-Work-Konzept?
Was ist Agilität?
Agiles Arbeiten ist vor allem in der Softwareentwicklung sehr beliebt. Im Prinzip bezeichnet es eine neue Art der Projektplanung in Organisationen.
Die Grundsätze der Agilität gehen zurück auf das agile Manifest. Das agile Manifest wurde 2001 als “Manifesto for Agile Software Development” von Kent Beck, Ken Schwaber, Jeff Sutherland und 14 weiteren Autoren veröffentlicht. Das agile Manifest basiert auf diesen 4 Grundaussagen:
- Individuen und Interaktionen stehen über Prozessen und Tools.
- Funktionierende Software steht über umfassender Dokumentation.
- Zusammenarbeit mit Kunden steht über Vertragsverhandlungen.
- Reaktionen auf Veränderungen stehen über dem Befolgen eines Plans.
Die vier Prinzipien von Agilität
Agiles Arbeiten kann viele Formen annehmen: Scrum, Kanban, Design Thinking oder Lean Startup. Alle einzelnen Formen einen diese agilen Grundsätze, die agile Methoden auch vom klassischen Wasserfall-Projektmanagement unterscheiden:
- Geschwindigkeit: Agilität soll die Geschwindigkeit erhöhen, unter anderem dadurch, dass schneller auf neue Anforderungen reagiert werden kann.
- Anpassungsfähigkeit: Geschwindigkeit und Anpassungsfähigkeit sind eng verbunden, äußere Umstände erfordern dynamische Reaktionen und Agilität soll diese ermöglichen. Entscheidungen sollen schnell getroffen und umgesetzt werden.
- Kundenzentriertheit: Einzelne Produkte werden in Teilprojekte, Interaktionen und Zyklen heruntergebrochen. Das macht das Produkt nachvollziehbarer für den Kunden.
- Mindset: Der Führungsstil und die Kommunikation im Team sind geprägt von Wertschätzung, Transparenz und Eigenverantwortung.
Vorteile von Agilität
Agile Organisationen bringen eine Vielzahl von Vorteilen mit sich – einige wirken nach innen und einige nach außen.
Nach außen:
- Flexibilität am Markt: Agile Organisationen können flexibler auf äußere Einflüsse reagieren.
- Zufriedene Kunden: Durch das Herunterbrechen des Gesamtprojekts in Teilabschnitte wird das Projekt für Kunden nachvollziehbarer und transparenter.
- Anpassung auf digitale Umgebungen: Agile Methoden fühlen sich in der Softwareentwicklung zu Hause. So bleiben Unternehmen wettbewerbsfähig.
- Erhöhung der Arbeitgeberattraktivität: Zeigen Sie, dass Sie zeitgemäß und zukunftsorientiert arbeiten: Mit Geschwindigkeit, Flexibilität und Kundenzentriertheit.
- Bessere Aussicht auf junge Talente: Gerade Mitarbeitende in Entwicklung und IT sind so an agile Methoden gewöhnt, dass Sie agile Methoden voraussetzen.
Nach innen:
- Offenheit und Transparenz: Agile Methoden wie Scrum schaffen klare Rollen und Prozesse.
- Flexibilität und Zeitgewinn: Bei geänderten Anforderungen muss nicht gleich die gesamte geleistete Arbeite verworfen werden.
- Gute Symbiose mit New Management Techniken: Agile Methoden bringen mehr Eigenverantwortung und können auf unterschiedliche Bedürfnisse eingehen.
- Offene Fehlerkultur: Fehler sind keine Tabus, Feedback kann regelmäßig abgeben werden und ist sehr erwünscht.
- Höhere Zufriedenheit der Mitarbeitenden: Klare Rollenverteilung, transparente Kommunikation und Planung und wiederkehrende Feedbackschleifen sorgen für eine hohe Zufriedenheit von Mitarbeitenden.
Scrum im Überblick:
Wie sehen agile Methoden im Arbeitsalltag genau aus und wie funktioniert agiles Projektmanagement? Wir geben einen Einblick in eine der beliebtesten agilen Methoden: Scrum.
Was ist Scrum?
Scrum setzt auf eine Produktentwicklung mit iterativen Schleifen, den sogenannten Sprints. Bei jedem Sprint soll ein sogenanntes Inkrement entstehen – ein verwendbares Teilprodukt mit eingeschränktem Funktionsumfang. Ist das Endprodukt eine App könnte ein Inkrement der funktionierende Log-In für Nutzer sein.
Das Projektteam kann schnell auf geänderte Anforderungen reagieren, Feedback zu einzelnen Inkrementen von Stakeholdern einsammeln und so schneller zu einem Produkt kommen, dass den Anforderungen des Auftraggebenden entspricht. Im klassischen Projektmanagement würde das Feedback erst am Ende des finalen Produkts kommen und könnte die Entwicklung im schlimmsten Fall von neuem Beginnen lassen. Inzwischen werden Elemente aus dem Scrum auch bei Projekten außerhalb der Softwareentwicklung verwendet, etwa bei Hardware oder Organisationsentwicklung. Bei weniger komplexen Projekten mit klarem und überschaubarem Umfang kann sich klassisches Projektmanagement mehr lohnen.
Scrum arbeitet mit einer festen Rollenverteilung und klaren wiederkehrenden Meetings innerhalb eines Sprints.
Scrum Rollen:
Klassisches Scrum Management kennt hauptsächlich diese drei Rollen:
Product Owner: Ein Produkt Owner ist der “Eigentümer” des Produkts. Er ist verantwortlich für den Entwicklungsprozess, die Wertsteigerung des Produkts und die Kommunikation mit Stakeholdern und/oder Kunden. Ein Product Owner verwaltet das Product Backlog – also den Pool von Aufgaben – und das Ziel, das Product Goal.
Scrum Master: Scrum Master sind für die Umsetzung von Scrum und die Einhaltung der Scrum-Richtlinien verantwortlich. Scrum Master sind Vermittelnde, Coaches und Unterstützende für Prozess und Team. Sie helfen sowohl dem Product Owner, als auch den Entwickler*innen gemeinsam die Ziele zu erreichen. Dies fördert die Zusammenarbeit im Team und der Organisation. Der Scrum Master ist für die Umsetzung von Scrum – wie es im Scrum Guide definiert ist – verantwortlich.
Entwicklungsteam: Das Entwicklungsteam ist eine Gruppe von Menschen, die gemeinschaftlich eine Software, ein Projekt oder manchmal auch eine Dienstleistung implementieren. Häufig besteht das Team aus Mitarbeitenden eines Unternehmens, aber Teammitglieder können auch extern sein.
Scrum Events
Neben den festen Rollen gibt es für alle Beteiligten im Scrum feste Events im Sprint. Häufig handelt es sich um diese Auswahl: Im Planning wird der Umfang und das Ziel des Sprints besprochen, einzelne Aufgaben (Stories) werden bewertet, ihr Umfang wird gemeinsam geschätzt und die Ressourcen festgelegt. Innerhalb eines Sprints finden für viele Teams jeden Morgen Stand-Up Meetings statt. Sie werden im Stehen gehalten, sind häufig nicht länger als 10 Minuten und dienen nur zum Abklären des Fortschritts und eventueller Blocker. Gegen Ende des Sprints findet eine Review statt – hier wird der Inhalt des vergangenen Sprints besprochen: Wurde das Ziel erreicht? Sind Schwierigkeiten aufgetreten und wie können sie bewältigt werden? Ebenfalls am Ende eines Sprints findet eine Retro statt – hier wird nicht der Inhalt des vergangenen Sprints besprochen, sondern nur der Prozess und dessen Stärken und Schwächen.
Agilität und New Work – eine gute Verbindung
Agilität und New Work sind keine Konzepte die sich ausschließen – ganz im Gegenteil! Beide Konzepte gehen Hand in Hand. Beide werden häufig zusammen in lernenden Organisationen eingesetzt, Firmen die auf New Work oder Agilität setzen haben eine strategische Entscheidung getroffen: für eine bestimmte Firmenkultur, Führungsstile, Kommunikationsmuster und Arbeitsorganisation. Die meisten Unternehmen versprechen sich von dieser Entscheidung positive Effekte: gutes Betriebsklima, hohe Motivation, eine hohe Arbeitgeberattraktivität, hohe Zufriedenheit von Mitarbeitenden und Kundinnen sowie Kunden.
Agile Konzepte und Methoden wie Scrum oder Kanban können das unterstützen. Beide fördern eine neue Haltung gegenüber Arbeit, konstruktive Zusammenarbeit und Beziehungen, transparente Kommunikation, offene Fehlerkultur und kontinuierliche Verbesserung.